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Überstunden im Kalender notierenTino Neitz

13.03.2024 Torsten Widua

Überstunden: Kann mich mein Arbeitgeber zur Mehrarbeit verpflichten?

„Die Arbeit ruft“, sagt Jenny zu ihrem Kollegen Tim. „Sag ihr, ich ruf' zurück!“, kontert Tim.

Mit diesem Schenkelklopfer starten wir den Blogbeitrag zu einem Thema, das oft Unbehagen, Verwirrung und Besorgnis bei euch auslöst. Gut, zugegeben: Wer hört von seinem Chef schon gern die Worte „Jenny, häng' bitte morgen ein, zwei Stunden dran“ oder „Tim, am Samstag musst leider reinkommen“?! Eben: niemand. Und auch wenn das Wort Überstunden zunächst einen negativen Touch haben mag, so ist nicht alles schlecht. Wir zeigen euch auf, wo die Vorteile liegen, erklären euch aber auch alles rund um Rechte & Pflichten, und ja: Auch über die Nachteile gibt's eine Information für euch. 

Jenny und Tim arbeiten in einem Logistikzentrum im Straubinger Hafen. Und weil die Auftragsbücher des weltweit agierenden Unternehmens voll sind, bedeutet das schon mal Mehrarbeit. Da werden aus acht Stunden schnell neun. Oder zehn. Aber: Ist es eigentlich erlaubt, dass euch der Arbeitgeber zu einer längeren Schicht verdonnert? Falls ja: Mit welcher Vorlaufzeit in Sachen Ankündigung? Außerdem: Können Jenny und Tim sich die zusätzlichen Zeiten vielleicht ausbezahlen lassen, sobald sich auf dem Stundenkonto einiges angesammelt hat? Und: Wieso reißt sich Michael, ein Kollege der beiden, regelrecht darum, Überstunden aufzubauen? In diesem Blog gibt's die Antworten. 

 

Überstunden: Muss ich wirklich länger bleiben? 

Niclas, 24, arbeitet als Lackierer in einem großen Industrieunternehmen, in der Nähe von Regensburg, also Oberpfalz. Normalerweise ist die Spätschicht um 21 Uhr zu Ende. Normalerweise. Doch wie's der Teufel so will, ist die Auftragslage für die Firma sehr gut – zum Leidwesen der Angestellten. Schon seit zwei Wochen stempelt die Truppe in der Fertigung erst um 23 Uhr ab und geht nach Hause. Aber: Muss Niclas tatsächlich so lange bleiben oder darf er um 21 Uhr gehen, weil das die Regelarbeitszeit ist? Gute Frage.  

Ihr müsst länger arbeiten, wenn ... 

  •  ... diese Option vertraglich geregelt ist. 

  • ... der weisungsbefugte Mitarbeiter euch frühzeitig auf anfallende Überstunden hinweist. Das ist in der Regel einen Tag zuvor. 

  • ... saisonal bedingt mehr zu tun ist. 

  • ... unvorhergesehenerweise mehr Arbeit abzuleisten ist. 

  • ... gerade personelle Engpässe im Unternehmen auftreten, z.B. wegen Krankheit von Kollegen. 

Stichwort „saisonal bedingt“ 

Lukas ist 37, kommt aus Dingolfing, arbeitet seit 13 Jahren als Paketausfahrer und weiß: „Gerade vor Weihnachten ist immer mega viel zu tun, weil alle ihre Geschenke online bestellen.“ Dass er da mitunter schon mal 13, 14 Stunden unterwegs ist, ist für ihn aber okay. „Ich sammle die Überstunden und nehme mir dann im Sommer, wenn's draußen schön warm ist, ein paar freie Tage.“ Grillen & chillen – für Niclas ein definitives Pro in Sachen Überstunden. 

Und Lucie? Sie studiert an der TH Deggendorf, ist 23 und kellnert nebenher in einem bayerischen Wirtshaus. „Im Winter ist's immer bisserl ruhiger“, sagt sie. „Aber im Sommer ist Biergarten-Saison. Da dauert's schon mal länger, bis ich daheim bin.“ Aber auch Lucie nimmt die Mehrarbeit gerne in Kauf. Zum einen heißt „länger arbeiten“ für sie auch „mehr Trinkgeld“, und zum anderen kann sie den Freizeitausgleich gut gebrauchen, gerade im Zeitraum vor den Prüfungen. 

Paar in Tracht sitzt im Biergarten und prostet mit einem Weizenbier in die Kamera
Petra Homeier

Weitere Vorteile der Überstunden 

  • Höhere Bezahlung: Wer Überstunden leistet, verdient pro Stunde meist den 1,5-fachen Satz im Vergleich zur regulären Bezahlung. 

  • Je mehr Überstunden – je mehr zusätzliche Einnahmen 

  • „Danke, auf dich ist Verlass!“: Arbeitgeber schätzen es sehr, wenn ihr Überstunden leistet. Das zeigt, dass ihr engagiert und motiviert seid.  

  • Goodies on top: Viele Firmen haben bei längerer Arbeitszeit gerne mal die Spendierhosen an und sponsern eine Bestellung beim Pizza-Lieferdienst für die gesamte Abteilung oder händigen Tankgutscheine aus. 

  • Die Karriereleiter hochklettern: Wer Überstunden leistet, übernimmt eventuell auch mal mehr Verantwortung. Eure Chefs sehen natürlich, wie sehr ihr euch fürs Unternehmen einsetzt. Und wer weiß – vielleicht winkt da bald mal eine Beförderung. 

  • Flexible Work-Life-Balance: Wer freiwillig mal die ein oder andere Überstunde dranhängt, kann sich zu gegebener Zeit früher frei nehmen, z.B. im Sommer, wenn's ins Freibad oder zum Barbecue mit Freunden geht. 

  

Überstunden: die Nachteile 

Alles was ein Pro hat, hat meist auch ein Kontra. Und somit wären wir schon bei den Nachteilen angekommen. Eingangs haben wir euch ja bereits aufgezeigt, dass die meisten nicht unbedingt sehr begeistert sind, wenn sie länger schuften müssen.  

Viele von euch kennen es, wenn ... 

... man ausgepowert, ermüdet und erschöpft ist, weil's mal wieder länger dauert in der Arbeit.  

... man körperlich an seine Grenzen stößt. 

... die Produktivität nach zig Stunden einfach rapide nachlässt. 

... man wegen der Mehrarbeit genervt ist und weniger Freitzeit hat. 

... der persönliche Stresslevel steigt und man keinen Ausgleich hat. 

... es in der Beziehung kriselt, weil man ständig länger arbeiten muss. 

... Freunde einen schon gar nicht mehr einladen, weil man a) entweder arbeiten muss 
    oder b) platt und kaputt ist vom vielen Schuften. 

... soziale Kontakte generell zu kurz kommen. 

... man weniger Zeit für Hobbys hat. 

 

Wie ihr seht, hat jede Medaille zwei Seiten. Doch wie wird der Umgang mit den Überstunden eigentlich so gehandhabt? Folgend ein paar Stichpunkte diesbezüglich: 

  • Überstunden sollten die Ausnahme bleiben. 

  • Eine ausgewogene Work-Life-Balance ist nicht nur für euch Arbeitnehmer gut, sondern auch für euren Arbeitgeber. Ihr seid glücklicher, motivierter, einsatzbereiter. 

  • Firmen sollten euch die Wahl überlassen, ob ihr angefallene Überstunden ausbezahlt* oder einen Freizeitausgleich bekommen wollt. 

  • Bei Unternehmen mit Schichtbetrieb fallen statistisch gesehen häufiger mal Überstunden an. Augen auf bei der Berufswahl. 

 

* Das Sternchen ist hier von enormer Bedeutung. Denn solltet ihr die Überstunden in Form von Geld erstattet bekommen, ist zu beachten: Höherer Bruttolohn = höherer Steuersatz. Wer mehr verdient, zahlt mehr ans Finanzamt. 

 

 Zu guter Letzt: Tipps & Tricks 

Ganz wichtig: Schreibt eure Überstunden unbedingt auf, mit Tag, Datum, Uhrzeit der längeren Arbeit. Auch wenn ihr stempelt: Notiert euch zuhause im Laptop oder in eurem Smartphone, wann und wie viele Überstunden ihr gemacht habt. 

Genauso wichtig: Überstunden als Argument für eine Gehaltserhöhung. Wenn ihr öfter mal zu mehr Arbeit aufgefordert werdet, könnt ihr bei eurem Chef nach gegebener Zeit durchaus mal an der Tür klopfen und mehr Lohn fordern. Schließlich setzt ihr euch ja zusätzlich für die Firma ein. 

Ebenso wichtig: Der Tarifvertrag. Schaut und lest nach, wie hier was hier geregelt ist. Bist du ein leitender Angestellter, so musst du leider in den sauren Apfel beißen und mit Überstunden leben und diese in Kauf nehmen. Und verdienst du brutto mehr als 87.600 Euro im Jahr, bekommst du die Überstunden nur in Form von Freizeitausgleich. Eine monetäre, als entgeltliche Erstattung, gibt's hier nicht laut Gesetz. 

 

In den meisten Firmen hier im Raum Niederbayern, Oberpfalz und Oberbayern ist die Überstundenregelung aber durchaus im flexiblen Rahmen. Viele Unternehmen fragen, wer Überstunden machen möchte. Und auch, wenn es hin und wieder mal zur Mehrarbeit kommt, bleibt das normalerweise die Ausnahme. 

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