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Würfel mit Buchstaben symbolisieren: Die 4-Tage-Woche im Vergleich zu einer 5-Tage-Woche.Fokussiert

23.11.2023 Torsten Widua

Die 4-Tage-Woche in Niederbayern, Oberbayern & der Oberpfalz

Morgens, kurz nach 6 in Deutschland: Der Wecker klingelt. Aufstehen, duschen, schnell mal in die Frühstückssemmel beißen, Pausenbrot für die Kids zubereiten, ein Coffee to go, Abfahrt. Den Kleinen in die Kita bringen, die Große in die Schule. Und dann: Ab zur Arbeit, für die nächsten neun Stunden. Stress hoch zehn. Und das an fünf Tagen die Woche!  

„Des muass doch net sein!“, dachten sich viele Arbeitgeber in der Region Niederbayern, Oberbayern, Oberpfalz. Und mit Einführung der 4-Tage-Woche haben zahlreiche Regio-Unternehmen ein Konzept erprobt, das auf großen Zuspruch stößt.  

Mit der 4-Tage-Woche zu mehr Freiheit 

War früher alles besser? Nicht unbedingt. Aber noch in den 1990er Jahren war es doch so, dass nur der Pap' arbeiten ging. Und die Mam' hat sich um Kinder und Haushalt gekümmert. Gestiegene Lebenshaltungskosten sorgten jedoch dafür, dass ein Alleinverdiener oft nicht mehr ausreicht, um den Kühlschrank zu füllen. Wird zeitlich also ganz schön eng, noch alles unter einen Hut zu kriegen. Wenn beide 40 Stunden pro Woche arbeiten, wird der familiäre Alltag oftmals zur Herausforderung – und manchmal sogar zum unüberwindbaren Problem.  

Mutter arbeitet im Homeoffice und versucht alles unter einen Hut zu bekommen: Arbeit, Haushalt und die Kinderbetreuung. Die 4-Tage-Woche würde Erleichterung schaffen.
famveldman

Wer ...  

  • fährt mit den Kindern um 15 Uhr zum Zahnarzt? 

  • beantragt den neuen Ausweis in der Gemeinde, die nur bis 16 Uhr auf ist? 

  • lässt den Kaminkehrer ins Haus, der um 10 Uhr kommt? 

  • kümmert sich ums Geburtstagsessen, wenn abends Freunde auf der Matte stehen? 

  • bringt das Auto um 9 Uhr zum Kundendienst? 

Schwierig, wenn man morgens um 8 Uhr aus dem Haus geht und abends um 18 Uhr heimkommt.  

Work-Life-Balance – die 4-Tage-Woche machts möglich 

Wie schön wäre es doch, wenn man Zahnarzt, Gemeinde, Kaminkehrer & Co. auf einen zusätzlichen freien Tag legen könnte?! Rhetorische Frage. Außerdem hätte man doch auch mehr Zeit für Grillen, Chillen, Freunde treffen. Familienausflüge, Shoppingtouren, Museumsbesuche. Wandern, Biken, Swimmingpool. Bei der heimischen Gartenarbeit entspannen, einen Wellnesstag in der Therme einlegen – oder einfach mal Fünfe grade sein lassen. Vielen Arbeitnehmern würde eine große Last von den Schultern genommen werden. Und genau das nehmen Firmen und Betriebe in unserer Region zum Ansporn und bieten mit der 4-Tage-Woche die vielleicht optimale Lösung für diese Probleme.  

Vor Kurzem führte ein deutsches Versicherungsunternehmen eine repräsentative Studie durch und befragte 4.000 Männer und Frauen zu ihren Arbeitszeitmodellen. 

Frau lehnt sich entspannt auf der Couch zurück - sie genießt ihren freien Tag, den sie dank der 4-Tage-Woche nun hat.
JenkoAtaman

Das Ergebnis: 

  • 48 Prozent der Befragten würden gerne von Vollzeit auf Teilzeit wechseln
  • Vor allem junge Menschen (< 40 Jahren) stellen klassische Arbeitsmodelle in Frage
  • Jeder 4. Industriebeschäftigte befürwortet die 4-Tage-Woche und wäre bereit, auf Geld zu verzichten
  • 76 Prozent aller Beschäftigten stimmen für eine 4-Tage-Woche
  • 24 Prozent hiervon wären mit weniger Gehalt einverstanden

Verschiedene Modelle der 4-Tage-Woche 

Die meisten von uns haben eine Wochenarbeitszeit von 40 Stunden, sprich: 8 Stunden pro Tag an 5 Tagen in der Woche. Möchte man nun von 5 auf 4 Tage wechseln, stellt sich die Frage, wo man bereit ist, Abstriche in Kauf zu nehmen. Denn ganz ohne Verzicht geht es nicht. Die beiden populärsten Umsetzungen der 4-Tage-Woche (Montag bis Donnerstag) in der Region Niederbayern, Oberbayern, Oberpfalz sind:

  • 10 Stunden pro Tag arbeiten bei vollem Gehalt
  • Reduzierung von 40 Wochenarbeitsstunden auf 32 bei weniger Gehalt 

Die 4-Tage-Woche in der Region: Getestet. Eingeführt. Beibehalten. 

Das Wort „Freitag“ nimmt die Straubinger Firma Ilmberger wortwörtlich. Alle Mitarbeiter des Produktionsunternehmens im Bereich Antriebstechnik haben freitags immer frei. Und trotzdem muss niemand der gut 200 Mitarbeiter auf Geld verzichten. 36 Wochenarbeitsstunden – das bedeutet: Man arbeitet pro Tag 9 Stunden.  

Anderes Beispiel:  

Das Unternehmen Insirion aus Neumarkt in der Oberpfalz hat direkt mit  Gründung im Jahr 2020 die 4-Tage-Woche eingeführt. Status quo drei Jahre später: Mitarbeiter und Firmenleitung sind rundum zufrieden mit diesem Konzept.  

4 oder 5 Tage arbeiten? Diese Option bietet der Weidener Software-Hersteller up2parts seinen Mitarbeitern, mit beiden Modellen: Gleiche Wochenarbeitszeit bei vollem Lohn oder weniger arbeiten und weniger verdienen.

Und auch in München stieß man auf positive Resonanz. Hier hat der IT-Berater Syskonzept die 4-Tage-Woche als Testphase optional angeboten – und beibehalten. Aufgrund der positiven Resonanz von Arbeitnehmern und Führungskräften besteht auch hier weiterhin die Möglichkeit, mehr Freizeit zu haben. 

Die 4-Tage-Woche im internationalen Vergleich: Blick über den regionalen Tellerrand hinaus 

Nicht nur in unseren süddeutschen Breitengraden sind Arbeitszeitmodelle, wie die 4-Tage-Woche, heiß diskutiert. So ist diese Option beispielsweise in Belgien gesetzlich verankert. Hier haben Arbeitnehmer seit 2022 einen Rechtsanspruch darauf. Heißt: Wer nur 4 Tage arbeiten will – dem kann es der Chef nicht verbieten.

Schauen wir mal rüber nach Großbritannien. Kurz nach der Coronapandemie begaben sich 61 große Unternehmen in die Testphase der 4-Tage-Woche. Und 56 davon haben dieses Modell beibehalten.

Dass weniger arbeiten zu mehr Lebensqualität führt, sieht die University of Cambridge (UK) und das Boston College (USA) als erwiesen an: 71 Prozent ihrer Befragten erlitten weniger Burn-outs. 39 Prozent gaben an, viel weniger gestresst zu sein. Und 65 Prozent bescheinigten, weniger Krankheitstage zu haben – und auch der Gedanke an die Kündigung des Jobs ging rapide runter. 

Vorteile der 4-Tage-Woche für Angestellte

Vorteile der 4-Tage-Woche für Arbeitgeber

  • mehr Freizeit für Familie und Freunde
  • sinkender Stresslevel
  • mehr Regenerationszeit
  • mehr Zeit für Erledigungen
  • längere Erholungsphasen
  • steigende Produktivität und Motivation im Job
  • Arbeitgeber machen sich für Bewerber und Mitarbeiter attraktiver
  • Angestellte arbeiten laut Pilotprojekten 60 Prozent effektiver
  • niedrigere Betriebskosten  
  • weniger Ausfallzeiten
  • besserer Fokus und höhere Konzentration auf die Arbeit  
  • weniger Fahrtkostenerstattung, da ein Tag frei ist 

Jetzt kommt das dicke „Aber“ an der 4-Tage-Woche 

Aber nicht in jeder Berufssparte ist die Umsetzung einer 4-Tage-Woche möglich. Denken wir nur mal an das Gesundheitswesen mit 24-Stunden-Versorgungsgewährleistung. Gut, man könnte mehr Personal einstellen und dieses auf erweiterte Dienstpläne verteilen.  

Und: Was ist mit Handwerkern? Die sind selbst bei einer 5-Tage-Woche schon kaum zu kriegen! Außerdem besteht bei einer 4-Tage-Woche die Gefahr der persönlichen Überlastung. Warum? Weil manche 10 Stunden pro Tag arbeiten – statt wie bisher 8 Stunden. Würde hier nicht auch die Familie drunter leiden, weil man von Montag bis Donnerstag später nach Hause käme?  

Auch wenn man die Wochenarbeitszeit reduziert, könnte ein Problem auftreten: Das gleiche Wochenarbeitspensum in geringerer Zeit schaffen. Zudem hätte man weniger Urlaubsanspruch – und Wissenschaftler sehen es als erwiesen an, dass die Konzentration nach 8 Arbeitsstunden erheblich nachlässt.  

Überstunden: Ja, was ist eigentlich damit? Laut Arbeitsschutzgesetz darf ich nicht länger als 10 Stunden toujour im Einsatz sein. Was, wenn aber Überstunden nötig sind? Und: Würde ein 10-Stunden-Areitstag langfristig nicht zu mehr Krankheitstagen wegen Überlastung führen? 

Fazit zur Vier-Tage-Woche: Alles eine Frage der Perspektive

Wie ihr seht, gibt es – wie in jedem Bereich des Lebens – auch in puncto der 4-Tage-Woche Pro und Kontra. Ob zu dir die 4-Tage-Woche passt, kannst natürlich nur du für dich entscheiden. Willst du an vier Tagen länger arbeiten und das gleiche Geld mit nach Hause nehmen? Oder verzichtest du auf Gehalt, indem du weniger schuftest? Oder lässt du alles, wie es ist, und gehst einfach weiterhin 5 Tage die Woche in die Firma? Entscheide du! 

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