Foto: Petra Scheiblich19.09.2025 ● Bundesagentur für Arbeit
Hier geht es um Jobs – und um Menschen - Freude am Kommunizieren ist die wichtigste Voraussetzung für die Ausbildung in der Arbeitsagentur
Wer früher „Stempeln gehen“ musste, hatte meist gar kein gutes Gefühl dabei und Angst, was einen auf dem Amt erwarten würde. Heute nennt sich dieses Amt „Arbeitsagentur“ und ist für weit mehr zuständig, als die Zahlung von Arbeitslosengeld. Wer hier arbeitet, sieht sich als Servicedienstleister für seine Kundinnen und Kunden. Wichtigste Voraussetzungen für den Job: Kommunikationsfreude und eine positive Einstellung zu Menschen.
Fanny Thalhammer (20) hat gerade ihr erstes Jahr in der Ausbildung zur Fachangestellten für Arbeitsmarktdienstleistungen in der Arbeitsagentur Landshut-Pfarrkirchen abgeschlossen. Bereits in der Mittelschule hatte sie dort eine Berufsberatung erhalten und war begeistert, mit der Folge, dass sie später auch öfter privat beim BIZ (Berufsinformationszentrum) vorbeischaute. Dennoch entschied sie sich zunächst für eine Ausbildung als Fachinformatikerin, die sie auch abschloss. Was ihr dabei aber fehlte, war der Kontakt zu Menschen. „Ich wollte mehr Erlebnisse mitnehmen“, sagt sie. „Heute komme ich abends aus der Arbeit und kann sagen: Das war ein schöner Tag.“ Denn hier hat sie das Gefühl, Menschen helfen zu können, „und das Gefühl nimmt man mit nach Hause.“
„So viel Begeisterung ausgestrahlt“
Was geradezu enthusiastisch klingt, hat Fanny Thalhammer selbst bei ihrem Kollegen Yazan Al Hammoud (27) erlebt, der gerade das dritte Lehrjahr abgeschlossen hat. Sie lernte ihn auf einer Ausbildungsmesse kennen, bei der er am Stand der Arbeitsagentur für die Ausbildung warb. „Yazan hat so viel Begeisterung ausgestrahlt“, erinnert sie sich. Die Begeisterung war ansteckend, und sie beschloss, sich bei der Arbeitsagentur zu bewerben. „Ich war ja selbst einmal Kunde hier“, erzählt Al Hammoud.
Er war als junger unbegleiteter Flüchtling nach Landshut gekommen und machte am Maristen-Gymnasium in Furth Abitur. Danach begann er zunächst ein Informatikstudium an der Hochschule Landshut, entschied sich dann aber doch dafür, eine Ausbildung zu machen.
„Es sind die kleinen Gesten, die zählen“
Er hat es nicht bereut. „Die Arbeit ist sehr erfüllend“, meint auch er. „Denn wir helfen Menschen weiter.“ Er erinnert sich gut daran, wie er selbst auf Ämtern Hilfe suchte. „Es sind die kleinen Gesten, die zählen“, meint er. Er versuche, die Kundinnen und Kunden so zu behandeln, „wie ich es als Kunde auch gern hätte“.
Bereits vor 47 Jahren hat Johann Beck seine Ausbildung in der Arbeitsagentur begonnen – und ist geblieben. Er hat die Arbeitsagentur Landshut-Pfarrkirchen viele Jahre geleitet und sich immer für die Qualität der Ausbildung eingesetzt. Leider ist Johann Beck Ende Juli dieses Jahres unerwartet verstorben. Im Juni hatte er sich für diesen Artikel noch den Fragen unserer Redaktion gestellt. Erste Voraussetzung für den Beruf des oder der Fachangestellten für Arbeitsmarktdienstleistungen sei Sozialkompetenz, hatte Beck bei dem Gespräch erklärt: „Wenn man die Menschen nicht mag, ist man hier fehl am Platz.“ Genauso wichtig sei aber auch die Bereitschaft, viel Theorie zu lernen, vor allem im rechtlichen Bereich, Gesetze lesen, verstehen, anwenden und auch kommunizieren zu können. Allerdings würde auch die Arbeitsagentur als Arbeitgeber sehr viel in die Azubis investieren. „Die sind schließlich unsere Zukunft“, betonte Beck.
Den theoretischen Teil der Ausbildung absolvieren die jungen Leute in der Berufsschule in Pfarrkirchen. Außerdem gibt es immer wieder Schulungen in anderen Einrichtungen, man kommt auch an verschiedene Dienststellen, und auch ein Betriebspraktikum ist obligatorisch. Wer will, kann dies sogar im Ausland absolvieren. „Man ist sehr viel unterwegs während der Ausbildung“, erzählt Fanny Thalhammer. Dabei sei man im Hotel untergebracht, „man sieht viel und kann viele Freundschaften schließen“.
Den praktischen Teil der Arbeit lernen die Azubis hauptsächlich an der Heimatdienststelle kennen, wo sie die verschiedenen Abteilungen durchlaufen, wie den Eingangsbereich, der die erste Anlaufstelle für die Kunden ist, das Berufsinformationszentrum, sowie die Leistungsabteilung, in der die finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten festgelegt werden.
Fanny Thalhammer schätzt, „dass die Ausbildung sehr strukturiert ist“. Und dass man schnell richtig mitarbeiten kann. So war zumindest ihre Erfahrung im Eingangsbereich. „Da habe ich drei Tage lang den Kollegen über die Schulter gesehen“, erinnert sie sich. „Und dann ging es los.“ Wenn man dann Hilfe brauche, sei immer jemand in der Nähe.
Auf den Kundenkontakt wird man in intensiven Schulungen vorbereitet, in denen mit Szenarien zu verschiedenen Kundentypen gearbeitet wird. Was Fanny Thalhammer dabei gelernt hat: „Kein Kunde kommt mit der Absicht rein, Krawall zu machen. Viele haben einfach Angst.“ Sie sei dazu da, um zu helfen. „Denn wir wollen die Leute langfristig in Arbeit bringen.“
„Man kann sich immer wieder neu erfinden“
Wie es für die beiden Azubis nach der dreijährigen Ausbildung weitergehen soll? Al Hammoud weiß schon, dass er im Eingangsbereich eingesetzt wird. Er konnte während der Ausbildungszeit auch wie alle Azubis sicher sein, übernommen zu werden – sofern er die Ausbildung erfolgreich abschließt.
Auch Thalhammer sieht ihre Zukunft zunächst im Eingangsbereich, betont aber, „dass man intern sehr viele Möglichkeiten hat, zu wechseln“. Zudem gebe es viele Weiterbildungsmöglichkeiten. „Man kann sich hier intern immer wieder neu erfinden“, meint auch Ausbildungsleiter Ludwig Rörig. „Und unsere Aufstiegsmöglichkeiten sind sehr durchlässig.“ Petra Scheiblich


Bewerber müssen bei der Bundesagentur für Arbeit ein Auswahlverfahren durchlaufen. Tipps dazu gibt es unter


