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Als Dankeschön bekommen Eva Léger und ihre Kolleginnen auch mal ein selbst gemaltes Bild von den kleinen Patienten.Foto: Sandra Schörghuber

19.09.2025 Kinderzahnarztpraxis-landshut

„Ich liebe meinen Beruf“ - Speichel, Blut und Eiter gehören zu Eva Légers Alltag als zahnmedizinische Fachangestellte – trotzdem würde sie nichts daran ändern

Der kleine Plüschlöwe zeigt sein strahlend weißes Gebiss, während er eine Behandlung über sich ergehen lässt. Er soll Eva Légers kleinen Patienten dabei helfen, ihre Angst vor dem Zahnarzt zu überwinden – denn die ist manchmal ganz schön groß.

Eva Léger arbeitet seit über zwanzig Jahren als zahnmedizinische Fachangestellte – neuneinhalb davon in einer Kinderzahnarztpraxis. Ihrer Erfahrung nach hängt es von verschiedenen Faktoren ab, ob ein Kind Angst vor dem Zahnarzt hat: Ist es der erste Besuch oder war der kleine Patient schon einmal woanders und wurde dort traumatisiert? Wie wird zuhause über den Zahnarzt gesprochen?

Um den Mädchen und Jungen die Angst zu nehmen, ist Einfühlungsvermögen gefragt. Man müsse spielerisch an das Ganze herangehen, erklärt Eva Léger. Erst komme der kleine Plüschlöwe auf den Behandlungstisch und die Kinder dürften Zahnarzt spielen. Die Fachangestellte nutzt das Plüschtier auch, um Behandlungen zu erklären oder um zu zeigen, wie man richtig Zähne putzt.

Dabei ist wichtig, auf die Sprache zu achten, die man den kleinen Patienten gegenüber verwendet. Wörter wie Spritze oder Bohrer machen Angst. Fachbegriffe verstehen Drei- bis Fünfjährige nicht. Deshalb nutzt Léger Dinge aus dem Alltag der Kinder. „Für alles gibt es eine andere Bezeichnung“, sagt sie. So wird aus dem Luft-Wasser-Bläser wahlweise der Föhn oder die Wasserpistole. Füllungsmaterial wird Knete genannt und die Matrize, ein Fachbegriff für die Form, mit der die Füllung an den Zahn angepasst wird, wird kurzerhand zu einer kleinen Backform ernannt. „Das verstehen sie und das nimmt dem Ganzen die Gefahr“, erklärt die 40-Jährige.

Bei dem Job ist Fingerspitzengefühl gefragt

Gelernt hat sie diese Dinge während ihrer Ausbildung jedoch nicht, sondern erst bei der Arbeit in der Kinderzahnarztpraxis. Nach dem Schulabschluss wusste Eva Léger zunächst nicht, wie es weitergehen soll. Durch einige Praktika aus der Schulzeit, unter anderem in einer Zahnarztpraxis, war ihr nur klar, dass sie in den medizinischen Sektor möchte. Als sich dann die Möglichkeit ergab, die Ausbildung zur zahnmedizinischen Fachangestellten zu machen, sagte sie zu. Und die Arbeit gefiel ihr: Das Abwechslungsreiche an dem Job, für den man Fingerspitzengefühl benötigt, wenn man mit Kleinteilen und scharfen Instrumenten arbeitet, ebenso wie das Teamwork und Zwischenmenschliche. „Man muss mit den verschiedenen Launen der Menschen umgehen können“, so Léger. Und ein bisschen Büroarbeit gehört auch dazu, beispielsweise bei der Dokumentation der Behandlung und der Abrechnung mit der Krankenkasse.

Nach der Lehre konnte Eva Légers Ausbildungsbetrieb sie jedoch nicht übernehmen. In der kleinen Praxis fehlten die Kapazitäten. Eine ehemalige Arbeitskollegin erzählt ihr dann damals von einer Agentur, die mit Zahnarztpraxen zusammenarbeitet und Fachkräfte vermittelt. So verschlug es Eva Léger in eine große Münchner Praxis mit elf Behandlungsstühlen und OP, die sich auf Kinder spezialisiert hatte. „Das war der Kickstart für meinen Werdegang in der Kinderzahnheilkunde“, ist sich die 40-Jährige sicher. Denn der Unterricht an der Berufsschule ist für alle Sparten der Zahnmedizin gleich. Erst wenn man in einer spezialisierten Praxis arbeitet, lernt man dort alles Nötige im Einsatz. So war es auch bei Eva Léger. Nach einem Jahr in München ging sie mit ihrer damaligen Chefin nach London, um in einer privaten Kinderzahnarztpraxis zu arbeiten. „Das war superaufregend und die beste Zeit meines Lebens“, erinnert sie sich an die sechs Jahre im Vereinigten Königreich.

Kindern helfen und ihnen die Schmerzen nehmen

Aus privaten Gründen ging es dann wieder zurück nach Deutschland und seit zwei Jahren arbeitet Eva Léger in Landshut bei der Kinderzahnarztpraxis Löwenzahn. Dort kann sie als OP-Leitung ihrer Leidenschaft nachgehen: „Man sieht, wie viel Arbeit in einem Mund anfällt, und dass die Kinder das im Wachzustand nicht durchstehen könnten – aufgrund der Größe und Schwere des Befundes oder wegen der Schmerzen. Häufig sind die Kinder bereits traumatisiert, viele haben schon Fisteln oder Abszesse an den Zahnwurzeln. Es tut weh, und niemand will, dass man dann in den Mund greift. Aber wenn man die Kinder dann unter Narkose setzt, alle Behandlungen durchführen kann und weiß, sie wachen schmerzfrei auf und müssen keine Angst haben, wenn sie das nächste Mal zur Kontrolle kommen, weil dann nichts mehr wehtut, dann ist das einfach gigantisch.“

Zu Eva Légers Aufgaben im OP gehört es, den Kindern die Angst zu nehmen, sie zu begleiten, während sie einschlafen. Auch die Eltern müssen betreut werden. Für viele sei es nicht einfach, ihr Kind unter Narkose zu sehen. Nach der OP erklärt Eva Léger den Eltern zudem den Befund. Neben dem Zwischenmenschlichen gehört auch die Vorbereitung der Operation zu ihren Aufgaben als OP-Leitung: Sie stellt sicher, dass alle benötigten Materialien vorrätig sind, richtet das Behandlungstray mit den Instrumenten her und sorgt dafür, dass sie desinfiziert und sterilisiert sind. Wenn die Kinder schlafen, übernimmt sie kleinere Behandlungen wie das Polieren und Reinigen der Zähne, damit die Ärztinnen gleich beginnen können.

„Die Arbeit mit Kindern ist unendlich zufriedenstellend und belohnend“, sagt Eva Léger. Trotzdem bringt sie einige Herausforderungen mit sich. Der Ablauf müsse so reibungslos wie möglich sein, weil die Konzentrationsspanne bei Kindern kürzer sei, so Léger. „Wenn da etwas schief läuft, hat man sie verloren“, sagt sie. Trotzdem würde Eva Léger nichts an ihrem Job ändern wollen: „Es erfüllt einen, wenn man den Zahnarztbesuch zu einem wunderschönen Erlebnis machen kann.“

Lieblingstätigkeit: professionelle Zahnreinigung

Die Zusammenarbeit mit den Kindern macht ihr ebenso Spaß wie die Arbeit an sich. Am liebsten nimmt die 40-Jährige professionelle Zahnreinigungen vor, entfernt dabei Verfärbungen, die durch Lebensmittelfarbe oder Bakterien entstanden sind, und Zahnstein. Es sei befriedigend, wenn alles wieder blitzblank ist und man sehe, was man gemacht hat. Am Anfang seien Blut, Speichel und Eiter für viele jedoch gewöhnungsbedürftig. Deshalb dürfen Praktikanten auch bei den Behandlungen zusehen und Fragen stellen, um herauszufinden, ob der Beruf das Richtige für sie ist.

Ist diese Hürde genommen, braucht man für den Job laut Léger neben dem Mittelschulabschluss oder der Mittleren Reife vor allem ein Talent für diffizile Arbeiten, einen Sinn für Hygiene und Sorgfältigkeit. Eigeninitiative und Teamfähigkeit schaden auch nicht. Sie selbst kann den Beruf nur weiterempfehlen: „Dass ich Zahnmedizin so gerne mag, hat mich überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mal nach mehr als 20 Jahren Berufserfahrung sagen kann: Ich liebe meinen Beruf.
Sandra Schörghuber

Als Dankeschön bekommen Eva Léger und ihre Kolleginnen auch mal ein selbst gemaltes Bild von den kleinen Patienten. Foto: Sandra Schörghuber
Als Dankeschön bekommen Eva Léger und ihre Kolleginnen auch mal ein selbst gemaltes Bild von den kleinen Patienten. Foto: Sandra Schörghuber
Der Plüschlöwe soll den Kindern die Angst nehmen. Mit seinen großen Zähnen eignet er sich gut als Anschauungsobjekt. Foto: Sandra Schörghuber
Der Plüschlöwe soll den Kindern die Angst nehmen. Mit seinen großen Zähnen eignet er sich gut als Anschauungsobjekt. Foto: Sandra Schörghuber

Die Kinderzahnarztpraxis Löwenzahn bietet Praktika und einen Ausbildungsplatz zur zahnmedizinischen Fachangestellten an. Mehr Informationen gibt es auf der Homepage:


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