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Vinzenz Brandstetter ist seit letztem Jahr Kaminkehrermeister.Foto: Vinzenz Brandstetter

19.09.2025 Schornsteinfeger

Solange die Schornsteine rauchen - Kaminkehrer sorgen dafür, dass Heizungsanlagen sicher sind. Und gehen mit der Zeit.

Schornsteinfeger gelten als Glücksbringer. Das ist kein reiner Aberglaube, sondern hat handfeste Gründe, die bis ins Mittelalter zurückgehen: Denn wenn der Kaminkehrer im Haus war, hat es danach eindeutig weniger geraucht, gerußt und die Brandgefahr sank gewaltig. Dass diese Handwerker heute noch existenziell wichtig sind, hat aber auch mit Umwelt und Klima zu tun – und dem Schutz von beidem. Vinzenz Brandstetter (23) ist einer von ihnen.

Zum Ende der Realschulzeit war dem Niederaichbacher eines auf jeden Fall klar: Er wollte ein Handwerk lernen. „Industrie ist nichts für mich“, sagt er. „Ich wollte nicht den ganzen Tag in einer Halle vor mich hinarbeiten, immer nur mit einem speziellen Schritt in der Produktion beschäftigt.“ Stattdessen wünschte er sich, einen Arbeitsprozess von Anfang bis zum Ende mitzumachen. „Ich wollte auch unterwegs sein und mit Leuten in Kontakt kommen.“

Man kommt schnell

ins Arbeiten

Genau diese Kombination erlebte er bei einem seiner Praktika bei einem Kaminkehrermeister. Er zögerte nicht lange, schickte Bewerbungen los und bekam den Zuschlag bei Thomas Schmid, der den Kehrbezirk Landshut-Stadt III betreut.

Zuerst sei es natürlich schon eher nur ein „Mitlaufen“ gewesen – wie wohl in den meisten technischen Ausbildungsberufen – und dem Gesellen über die Schulter schauen. „Man kann aber doch schnell selbst arbeiten“, sagt Vinzenz. Der Chef dagegen verbringt die meiste Zeit im Büro, stellt Messbescheinigungen aus, dokumentiert und schreibt Rechnungen. Das sind Arbeiten, die man später im Meisterkurs lernt.

Was in der Ausbildung neben der Technik aber vor allem gelernt wird: „Man muss mit den Leuten reden können.“ Es gebe viel Beratungsbedarf, vor allem, wie effizient die eigene Heizung noch ist, ob das ganze Heizsystem bald umgestellt werden müsse und in welche Richtung. „Heute fragen die Leute auch viel, wie es mit der Politik weitergeht“, erzählt der junge Meister. Dabei könne er dazu wirklich nichts sagen. „Aber es ist gut, wenn man sich mit den aktuellen Zuschüssen auskennt.“

Neben den Gesprächen mit den Kunden macht er als Kaminkehrer natürlich auch seine eigentliche Arbeit: Er begutachtet Heizungs-, Abgas- und Lüftungsanlagen, prüft die Brandsicherheit, ermittelt Messwerte zum Energieverbrauch und zu Immissionen, dokumentiert sie und leitet sie an seinen Chef weiter, der bei Mängeln, die sich aus den Werten ergeben haben, deren Beseitigung veranlasst.

Über den Dächern ist es am schönsten

Ab und zu steigt Vinzenz auf ein Dach und tut das, was man seit jeher am meisten mit seiner Arbeit verbindet: Er kehrt einen Schornstein. „Das mache ich eigentlich am liebsten“, sagt er und lacht. „Vor allem in Landshut ist ja die Aussicht so schön.“ Außer wenn es Winter ist, da könne sich die Arbeit durchaus eisig gestalten.

Die Arbeit auf dem Dach: Immer noch steht deshalb in der Jobbeschreibung zum Beruf, man dürfe keine Höhenangst haben. Dabei gibt es genau diese Tätigkeit viel weniger als früher, meint Vinzenz. Inzwischen hätten nämlich die meisten Kamine eine Reinigungsöffnung im Gebäude.

Oder die Kamine werden gar nicht mehr genutzt, was vor allem am zunehmenden Umstieg auf Wärmepumpen liege. Während Ölheizungen und Holzöfen noch für viel Rußablagerung in den Kaminen sorgen, was potenziell die Gefahr des Kaminbrands mit sich bringt, ist dies bei Gaskesseln schon nicht mehr der Fall. Da sie aber immer noch Abgase ausstoßen, müssen auch hier die Kamine noch gekehrt werden. Aber Wärmepumpen sind eben völlig abgasfrei im Betrieb.

Braucht es Kaminkehrer dann vielleicht gar nicht mehr? Vinzenz zögert. „Viele bauen sich zusätzlich noch Kaminöfen ein, für besonders kalte Tage“, meint er dann. Oder heizen ganz mit Holz, wie in seiner Familie, wo erst vor wenigen Jahren ein Scheitholzkessel in Kombination mit einer Pelletheizung den alten Ölbrenner ersetzte.

Aber nicht nur das: Mit der Umstellung von fossilen Brennstoffen auf regenerative Energiequellen ergeben sich neue Anforderungen an Kaminkehrer, die nun durch ihre Messungen und Analysen noch stärker zu Energiesparmaßnahmen und der Schonung von Ressourcen beitragen sollen. Diese Nachhaltigkeitsaspekte haben zu einer neuen und stark modernisierten Ausbildungsordnung für Schornsteinfeger geführt. Seit diesem August ist sie in Kraft.

Feuerstättenschau nur vom Bezirkskaminkehrermeister

Vieles davon hat Vinzenz bereits in seinem Meisterkurs mitbekommen, den er ein Jahr nach der Gesellenprüfung begonnen hat und im vergangenen November erfolgreich abschließen konnte. Denn den Meisterbrief braucht man, um irgendwann selbstständig einen Kehrbezirk zu übernehmen, was ganz klar Vinzenz’ Ziel ist. Erst als Bezirksschornsteinfegermeister kann man eine Feuerstättenschau durchführen, bei der eine Heizanlage grundsätzlich durchgecheckt wird.

Während er die Berufsschule im Blockunterricht in München besuchte, fand der Meisterkurs in Mühlbach bei Dietfurt an der Altmühl statt, wo es auch ein Wohnheim gibt. Vinzenz hat die Zeit mit den Kollegen sehr genossen, sagt er. Für das nächste Jahr plant er, dort wieder Kurse zu belegen: Diesmal die Weiterbildung zum Gebäudeenergieberater. Diese prüfen den energetischen Zustand von Häusern insgesamt, finden Schwachstellen und beraten zu Verbesserungsmöglichkeiten. Sie führen auch die Berechnungen für Energieausweise durch, die sie ausstellen dürfen.

Für Vinzenz ist das die ideale Ergänzung zum Beruf des Kaminkehrers, zumal er ohnehin sehr an den technischen Entwicklungen interessiert ist. Doch auch die traditionelle Seite gefällt ihm, die schwarze Kluft, der Ruß im Gesicht, wenn er einen Kachelofen ausgeputzt hat. Oder wenn meist ältere Leute fragen, ob sie ihn kurz berühren dürfen. Denn einen schön eingerußten Kaminkehrer anzufassen, bringt ja bekanntlich Glück.

Petra Scheiblich

Vinzenz Brandstetter ist seit letztem Jahr Kaminkehrermeister. Foto: Vinzenz Brandstetter
Vinzenz Brandstetter ist seit letztem Jahr Kaminkehrermeister. Foto: Vinzenz Brandstetter
Foto: (R. Michael/dpa-tmn
Foto: (R. Michael/dpa-tmn

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